Dienstag, 31. Juli 2012

Von Pionieren, Pfeffi, Bückware, Pitti, Schatterinchen, Moppi & Co.

... also meine Lieben, wer meinen Blogg schon länger verfolgt der weiß sicherlich das ich in der DDR groß geworden bin! Und als Alex diesen Post online stellte und ich mir schon ewig vorgenommen hatte meinen Kidis und Schätzelein mal zu zeigen was es bei uns so gab (oder was eben nicht), sind wir im Oma-Urlaub ins DDR Museum nach Pirna gefahren. Ohhhhhhh man... über 2000 m² DDR - echt abgefahren sag ich euch, ich dachte immer nur "...das hällste ja im Kopp ned aus..." 

Da hab ich sie alle wieder getroffen... die Helden meiner Kindheit wie zum Beispiel Herrn Fuchs, Frau Elster, Pitti, Schatterinchen, Moppi, Borstel, Meister Nadelöhr, Mauz und Hoppel, Mischka Bär, Kriminalrat Schnuffel und Frau Pieps, die Spielhaus Figuren Schlapperplapper, Casimir, Masine & Co, das Sandmännchen, Frau Puppendoktor Pille, Clown Ferdinand.... ohhhh Gott oh Gott, oh Gott.


Die Ausstellung ist toll aufgebaut und zeigt das tägliche Leben der DDR-Bürger angefangen von Geburt über Kindergarten, Schule...Lust mal mitzukommen? Noch jemand ohne Fahrschein - auf gehts, mir nach!


Jaaaa das ist also unser Kindergarten in 70-ger Jahren (so ähnlich war auch meiner). Auf dem oberen Bild links sehr ihr 2 so grüne Kübel gell, darin war im linken Tee und im rechten haben wir unser Mittagessen geliefert bekommen. Auf dem Bild rechts oben seht ihr so ne Karre, darin wurden die ganz Kleinen beim spazieren gehn gesetzt die entweder noch nicht oder nicht mehr laufen konnten weil die Beinchen noch zu kurz waren und unten seht ihr unseren Schlafraum mit den Pritschen (ich kann mich nur noch erinnern das die Dinger hart wie die sau waren). Und wenn wir ausgeschlafen hatten wurden die Teile zusammen geklappt und in den Schrank mit dem Karovorhang verstaut. Irre....völlig irre das alles wieder zu sehn.
So meine Lieben weiter gehts in die Schule...


Wir kamen ja nicht nur in die 1. Klasse, neeee wir wurden auch "freiwillig" Jungpioniere und bekamen unser Blaues Halstuch (ob wir jetzt wollten oder ned)....und wirklich so wie oben links sah auch mein Klassenzimmer aus und so einen gelb-blauen Ranzen hatte ich auch ...brrrrrr - nix Sccout und ergonomisch geformt - quadratisch praktisch gut ausreichend. Essen bekamen wir Schulkinder auch, dass hieß bei uns "Schulspeisung" und wurde in diesen Melamintellern, -platten oder wie auch immer diese Dinger heißen, serviert. Dazu gabs lecker Tee - nix Wasser, Saft, Cola - neee Teeeeeeee - ein Grund mit warum ich heute keinen Tee mehr sehn kann. Bähhhhääääää, brrrrrr, schüttel - ok ich bin nicht verdurstet! Auch kann ich mich noch daran erinnern das es bei uns eine "Milchpause" gab, für jedes Kind eine 300 ml Milchflasche in den Geschmacksnoten Natur, Vanille, Schoko oder Erdbeer - ich habe mich ausschließlich für Erdbeer entschieden! Jaaaa und dann gab es bei uns in der Schule noch außer den herkömmlichen Fächern  wie Mathe, Deutsch, Bio, Sport, Musik, Geschichte, Geographie, Chemie.....noch so lustige Fächer wie Stabü (Staatsbürgerkunde) das war die totale Propaganda ohhhh mein Gott oder ESP das heißt Einführung in die Sozialistische Produktion. Was wir da gelernt haben? Na ARBEITEN - wir waren zum Beispiel Bohrmaschinen zusammenschrauben am "Schülerband" in einem Sozialistischen Kombinat (Betrieb). Ich habe Schutzschalter eingelötet - haaaa keine meiner komplettierten Bohrmaschinen hätte ich kaufen wollen *lach* - ich weiß nämlich nicht ob der Schutzschalter, nach dem ich ihn in den Fingern hatte, seine Funktion erfüllt hat. Aber darüber musste ich mir nicht den Kopf zerbrechen, auch Bohrmaschinen gab es nicht als Dauerangebot in den Geschäften - neeeeee das war Bückware (also nur Ware die man bekommen hat wenn man jemanden kannte, der einen kannte, der so etwas "besorgen" konnte) *kicher*.
Auch Projektwochen gab es während meiner Schulzeit - das hieß einmal im Jahr ab der 8. Klasse für 14 Tage, mit der gesamten Klasse ins "Lager für Arbeit und Erholung".... bedeutet hat das für uns, 14 Tage wie die Blöden bis 15:00 Uhr Gräben buddeln, mit Spitzhacke, Schaufel und Spaten. Danach Freizeit - die wir genutzt haben um unsere Hände zu kühlen und die Schwielen zu cremen und in der Jugendherberge (da waren wir dann untergebracht) halligalli zu machen. Keine Angst, ausgepeitscht wurden wir nicht und etwas gutes hat das heute noch für mich 1. ich kann bestens mit Spitzhacke, Schaufel und Spaten unseren Garten beackern, 2. ich weiß was arbeiten heißt, 3. ich weiß wie man Schwielen an den Händen weg bekommt (kleiner Tipp am Rande, jetzt wird´s etwas ecklig - REIN SPUCKEN und Vaseline drüber) *hihiiiii* und 4. ich lebe noch weil das Lager ja "Lager für Arbeit und Erholung" hieß!
Soooo, nun kommen wir zur bereits angesprochenen Pionier- und FDJarbeit die auch zur Schulzeit gehört - Bitte schön!


Wie schon erwähnt wurden wir in der 1. Klasse "freiwillig" zum Jungpionier gemacht, wir bekamen unser Blaues Halstuch, welches wir an unseren wöchentlichen Pioniernachmittagen, an DDR-Feiertagen und zur Zeugnisübergabe tragen mussten und gehörten von nun ab zur Pionierorganisation, in der das Kollektiv im Mittelpunkt stand, Individualismus war wenig gefragt bzw. erwünscht. Immer an einem 13. Dezember legten die Pioniere ihr Gelöbnis ab. Unsere 10 Gebote (jaaahaaaa das hatten wir auch schon ... nur eben in der folgenden, abgewandelten Version) lauteten: 

  1. Wir Jungpioniere lieben unsere Deutsche Demokratische Republik.
  2. Wir Jungpioniere achten unsere Eltern.
  3. Wir Jungpioniere lieben den Frieden.
  4. Wir Jungpioniere halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und aller Länder.
  5. Wir Jungpioniere lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert.
  6. Wir Jungpioniere achten alle arbeitenden Menschen und helfen überall tüchtig mit.
  7. Wir Jungpioniere sind gute Freunde und helfen einander.
  8. Wir Jungpioniere singen und tanzen, spielen und basteln gern.
  9. Wir Jungpioniere treiben Sport und halten unseren Körper sauber und gesund.
  10. Wir Jungpioniere tragen mit Stolz unser blaues Halstuch und bereiten uns darauf vor, gute Thälmann-Pioniere zu werden.
Unfassbar aber wahr! Jungpioniere waren wir von der 1. bis zur 3. Klasse. Dann wurden wir in der 4. Klasse Thälmann-Pioniere und bekamen unser ROTES Halstuch. Natürlich hatten wir Pioniere auch ein Losung bzw. einen Gruß. "Für Frieden und Sozialismus: "Seid bereit!"  und die Gruppe/Klasse antwortete "Immer bereit!". Dazu hielten wir die rechte flache Hand so über dem Kopf das der Daumen zum Kopf und der kleine Finger zum Himmel zeigte - anders: flache Hand machen, Daumen auf den Kopf, Handinnenfläche zeigt nach rechts.
Und Anfang der 8. Klasse waren wir dann die "Großen coolen" wir wurden FDJ-ler (selbstverständlich auch freiwillig) hatten kein Halstuch mehr sondern nur noch ein BLAUES FDJ-Hemd. (das hab ich noch, das hab ich noch lalalalaaaaa - ok ich pass nicht mehr rein). Aber eine Losung bzw. einen Gruß hatten wir dann auch, der war einfach "Freundschaft!" - feddisch.
Ja meine Lieben sooo war das bei uns, da herrschte noch Ordnung *ich lach mich echt schlapp* - was ein Ujumm und Brimbamborium - mir hat´s nicht geschadet aber sind wir doch mal ehrlich wer brauch DAS!?

Es war echt lustig sich an all das wieder zu erinnern, an schönes und an weniger schönes. Da ich mir bis jetzt schon die Finger wund geschrieben habe und wir sind erst bei der Schulzeit angelangt sind, werde ich morgen die Fortsetzung posten dann dürft ihr euch mit mir auf die Themen "Konsum - das wird richtig lustig", "Alltagsgegenstände" und "Freizeit" freuen. Also jetzt verdaut erstmal, wischt die Lachtränen aus dem Gesicht und: 

Für Frieden und Sozialismus: Seid bereit!

Ich höre euch gerade alle im Chor IMMER BEREIT! brüllen *lach*



10 Kommentare:

  1. Immerhin kommt der Frieden auf Platz 3!! Ich hatte auch so einen Schulranzen in Gelb/Grün und habe ihn geliebt! (bin ein Westkind....) und Schnatterinchen und Moppel liebe ich heute noch, denn immer wenn wir meine Tante in Kassel besucht haben, konnte ich dort das Ostsandmännchen sehen, das war einfach super!
    Lieben Dank für die Eindrücke!!
    Trudi

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  2. Liebe Anke,

    es liest sich wie ein Märchen. Ich weiß, dass es die Wahrheit ist.

    Nun freue ich mich auf die Fortsetzung.

    Sonnige Grüße

    Elisabeth

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  3. Liebste Anke,
    hach....was ist das für ne schöne Zeitreise:-))))an die Kiga Zeiten kann ich mich noch sehr gut erinnern, jaja, diese Pritschen waren der Horror!!! Und die Teekübel haben immer so gestunken, wenn die jemand abgewaschen hat. Am schlimmsten fand ich, wenn es daraus Nudelsuppe gab, mein Gott, war die eklig:-)))) Leider kann ich mich gar nicht mehr an die zehn Gebote der Jungpioniere erinnern, mußten wir die auswendig lernen??? Da bin ich ja auf Deinen morgigen Post gespannt, wird bestimmt wieder lustig:-))))))
    Hab noch eiinen schönen Tag und sei ganz ganz lieb gegrüßt
    Antje, ach neee...immer bereit!!!!

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  4. liebe Anke

    so ein erlebnisreicher Tag ...ich kenne es ja nur aus Erzählungen ,
    vieles kann man sich gar nicht vorstellen..ja aber ist Wirklichkeit
    sonnige Grüße SilviA

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  5. Liebe Anke,
    ich las nur "Seid bereit", und sagte schon laut "Immer bereit". Weiss eigentlich jemnad, wieso alle Kindergarten in der Ostblock gleich aussahen?:-)
    Es war eine schöne Reise mit Euch!

    Betti

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  6. Freundschaft Anke;-)))))))),
    ich kenn das AUCH alles noch *lach*. In Pirna war ich noch nicht im DDR Museum, ABER in Radebeul. Da war ich total geflasht. Jetzt hast Du mich so neugierig auf Pirna gemacht .....
    Muss ich auch mal mein Schatzi mit hinschleppen.

    Bis bald,
    Simone

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  7. hmmmm... ich bin ja durch und durch Wessi... aber ich LIEBE Pittiplatsch! Und das Ost-Sandmännchen!
    WO - um Himmels Willen - soll ich denn nun zuerst hin????
    (Wir haben noch ein altes DDR-WERBE-Buch (Herr Hütchen hat sowas von der Arbeit her) ich schmeiß mich wech)
    Liebsten Gruß (auch an Deine Blogschnüffelmaus, die hoffentlich noch ein bißchen Kunstturnen sehen konnte), vany

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  8. He meine liebe Knutschkugel,

    vielen Dank für Deinen Bericht. Natürlich kenne ich als Ösi die Situation nicht persönlich, aber aus den Erzählungen und es gab sicherlich gute und weniger gute Möglichkeiten. Ich habe das Stasi-Museum in Leipzig sehr genau unter die Lupe genommen und dem ist wirklich nichts Positives abzugewinnen.

    Herzliche Grüße an die gesamte Knutschukelfamilie vom Großschwesterchen Renate

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  9. Danke für diesen tollen Schmunzelbericht, ich bin schon auf Teil 2 gespannt.
    Liebe Grüsse
    carmen

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  10. Ist schon sehr interesannt, so ein Tag in die Vergangenheit. In unseren Bergdorf in Kärnten, war auch alles sehr einfach, aber wir hatten vier Lebensmittelgeschäfte,drunter auch einen Konsum, aber alle sehr klein, wenn mehrere Kunden drin waren trat man sich auf die Füße.
    Ich besuche gerne Museen, überall wo ich hinkomme.
    Liebe Grüße von Irmi

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