Samstag, 28. Juli 2012

1208 Stufen dem Himmel näher oder "Mensch Mama du spinnst echt"

Prinzipiell hab ich weder Höhenangst oder ein Problem mit Höhe - wenn ich allein unterwegs bin. Hab ich meine Kidis im Schlepptau sieht die ganze Sache schon etwas anders aus. Aber jetzt erstmal von vorn.
Klar ist wenn man Urlaub in der Sächsischen Schweiz macht, geht man wandern. Das Elbsandsteingebirge ist prädestiniert  für solche Aktionen, die herrlichen Felsformationen, die tief eingeschnittenen Täler, herrlich klare Bäche aus denen man bedenkenlos trinken kann, wunderschöne Wälder. Und auch das gehört zu jedem Oma-Urlaub, wir machen mindestens eine Wanderung. In diesem Jahr wollte ich den Kids und meinem Schätzelein das Wahrzeichen des Nationalparks Sächsische Schweiz, die Bastei, zeigen. Ich verbinde mit der Gegend um Rathen wunderschöne Erinnerungen. Ich bin dort früher als Teenager mit meinem Bruder (der 9 Jahre älter ist wie ich) fast jedes Wochenende klettern und wandern gewesen. René´s größtes Hobby war die Kletterei und mich, als seine kleine Schwester hat er oft mit in die Berge genommen. Es ist ein gigantisches Schauspiel und ein wirklich erhebendes Gefühl wenn man ganz früh morgens auf einen Berg steigt und ringsum alles im Morgennebel versunken ist. Dann sitzt man da oben und weiß auch schon 14 Jahren "DAS" ist etwas was nicht jeder erleben darf, noch der Eintrag ins Gipfelbuch und dann abseilen und auf zum nächsten Berg. Aber ich schweife ab. Zurück zur Bastei. Weltbekannt und wunderschön ist der Blick von der Bastei über das Elbtal und hat schon manchen Maler inspiriert. Aber bevor man sich diesen gigantischen Blick gönnen kann, muss man von der Elbe aus 194 Meter nach oben kraxln. Wir auch...und damit begann für mich eine Mörderpaniktour. Der Weg ist eigentlich gut ausgebaut und ist leicht zu schaffen. Aber die Abhänge die quasi meine Kids magisch anziehen und dann fallen sie in hunderte Meter tiefe Schluchten. Jaaaaaa das ging in meinem Kopf vor - ehrlich ich hab nen Knall. Julika durfte teile des Weges nur an meiner Hand laufen ganz nah am Berg und press an mir. Jannick hab ich mehr wie einmal etwas barscher angemotzt "komm jetzt hier her, sonnst fällst du darunter" - und was habe ich geerntet, völlig entsetzte Blicke von meiner Familie. Der Weg der nach oben führte hatte für mich plötzlich eine Breite von weniger wie 30 cm - in Wirklichkeit ein suuuper Wanderweg mit einer Breite von 3 - 4 Metern. Hm ich dachte mir nur noch "was´n jetzt los Anke jetzt reis dich am Zippl" und schon kam die nächste Panikattacke. "Julika komm hier her und zwar sofort!" und dann brach´s aus ihr heraus.... "Mensch Mama, was soll das denn hier ist doch nichts. Ich bin kein Baby, du spinnst ja echt!" Wie ich spinne und das von meiner 7-jährigen, grübel, grübel ähm sie hat recht, ICH SPINNE ECHT! "Gut lass sie gehn dachte ich mir, mach den Kindern keine Angst, du selbst hast als "Kleine" wesentlich gefährlichere Dinger durchgezogen.....brrrrrrr aber mit dem Wissen von heute und der Absturzgefahr in die Elbschlucht die wie ein riesen Maul Kinder verschluckt....oder es kommt ein völlig Irrer vorbei und schubst meine Kinder in die Tiefe.....Mensch Maier was soll das denn es passiert nichts....es gibt keine Irren hier und die beiden wissen was sie können und was nicht....aber wenn doch...!" "Juuuuuuuuuliiiiiiii bitte...." "jaaahaaaaaaaaaa ich mach nichts" Gut der Aufstieg ging weiter und ich schnaufte den Berg rauf wie eine alte, in die Jahre gekommene Dampflok. "Irgendwie war der Aufstieg früher viel einfacher und nicht so anstrengend und vor allem nicht so gefährlich...- Schluss jetzt lauf weiter und lass dir nichts mehr anmerken" Jannick sah die ganze Sache einfach sportlich und meinte "Hey Mama das ist ein cooles Ausdauertraining und gar nicht sooo anstrengend aber warum schnaufst du so?!" "Was heißt denn hier schnaufen....ich atme eben tief ein und tief aus..." "Ja neee is klar, das kommt vom rauchen!" Recht hat der Bub... Schätzelein fragte mich dann auch noch demonstrativ "Na Engel ne Zigarette?" "Nein Danke!" Und ich schnaufte weiter, eine Treppe nach der anderen und immer im Kopf ...bald hat der Trip ein Ende. So kurz vor dem Ziel fragte Jannick, dem mittlerweile dann auch die Puste ausging und er das Ausdauertraining (den Berg in einem Affenzahn rauf zu rasen) plötzlich gar nicht mehr so cool fand "Mama wie viele Treppen sind das eigentlich?" "Keine Ahnung, hab mir noch nie Gedanken darüber gemacht... du kannst ja die Teppen zählen wenn wir wieder runter gehn!" "Au ja das mach ich" Und weiter ging es bergauf, die Dampflok schnaufte weiter und wurde immer langsamer...und endlich war´s geschafft - noch eine Kurve und dann lag sie vor uns die Basteibrücke die 1851 aus Elbsandstein in nur 2 Jahren erbaut wurde. Sie ist 76 Meter lang und überspannt mit sieben Bögen eine 40 Meter tiefe Schlucht - oh mein Gott "was mach ich wenn sie zusammenfällt beim drüber laufen, wir werden alle sterben... meine Kinder haben doch noch das ganze Leben vor sich - So ein Schwachsinn das Ding steh seit 1851 und wird ja nicht gerade heute in sich zusammenfallen!" Gut Augen zu, Mund halten und immer schön locker drüber schlendern....ich glaube ich habe an diesem Tag den Weltrekord in der Basteibrückenüberquerung geknackt. Mit einem Affenzahn bin ich über die Brücke geschlendert und der Rest meiner Familie habe ich gnadenlos abgehängt, sie trödelten quasi hinter mir her....noch ein paar Stufen und dann war es wirklich geschafft wir haben die Bastei erklommen. Jetzt brauchte ich ein Bier und zwar ein GROßES, so eins für Erwachsene und zwar schnell, die Kinder und Schätzelein gönnten sich ne Cola und ein Stück leckeren Sächsischen Kirsch- bzw. Apfelstreuselkuchen. Ich wollte auch! Also gab es zum Bier noch schnell ein Stück Kirschstreusel....hmmmmmmm das war lecker! Gut gestärkt machten wir uns nun auf zum Abstieg, ich durch Bier und Streuselkuchen schon weeeeesentlich entspannter! Und nun begann Jannick zu zählen....und wenn sich der Kerl nicht verzählt hat sind 1208 Stufen auf- bzw. abwärts. Wau was ne Zahl, dachte ich als wir dann unten am Amselsee, der zu Rathen gehört angekommen waren. Ich, wirklich entspannt, ja man könnte sogar sagen tiefenentspannt im Gegensatz zu vor dem Bier. Und das Beste, die Elbschlucht hat meine Kinder nicht verschlugen, es gab keinen Irren der meine Kids in den Abgrund gestoßen hat und auch die Basteibrücke ist nicht zusammengefallen - juhhuuuuuuu wir LEBEN noch! 
So und jetzt habt ihr es verdient schöne Bilder zu sehn - Bitte schön und viel Spaß dabei!





Nun noch etwas wissenswertes, der Wanderweg den wir zur Bastei gelaufen sind gehört zum "Maler-Weg" denn schon früh ließen sich Maler von dieser, wirklich einzigartigen Landschaft inspirieren. Wie zum Beispiel Caspar David Friedrich, er malte das bekannte Bild "Felsenpartie im Elbsandsteingebirge".
So nun hoffe ich doch ich konnte euch etwas erheitern.....*lach*


Knutschknuddeligeentlichistesnichtmehrsoooooheißgrüße
Eure Anke die Panikqueen 

9 Kommentare:

  1. *lacht* ... Herrlich! Deine Schilderungen sind immer so mitreißend. Schöne Fotos. Das war sicher ein toller Urlaub. LG, Kerstin

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  2. ach Du meine Güte!!
    da konntest Du diesen tollen Ausflug ja gar nicht richtig genießen!!!

    ich träum übrigens auch davon mal da hin zu kommen!

    LG Agnes

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  3. Oh, da möchte ich auch unbedingt mal wandern gehen!! Aber solche Panikattacken bekomme ich auch immer, wenn Junior am Wegesrand rumklettert...... ich kann dich sooo gut verstehen!
    Liebe Grüße
    Trudi

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  4. Liebe Anke,

    im "Alter" sieht man die Gefahren, die überall lauern.

    Dein Text hat mich sehr erfreut.

    Alles Liebe

    Elisabeth

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  5. Liebe Anke,

    Danke für`s virtuelle mitnehmen! Was für eine wunderschöne Gegend in der ich noch nie war aber die ich jetzt unbedingt kennenlernen möchte!

    Liebste Grüße Tanja

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  6. liebe Anke,
    wow das war ein toller Tag mir tut schon beim lesen jeder Knochen und Muskel weh,
    toll wenn du so schöne Ausflüge machst :-)
    kommst noch nach BGL ???
    sonnige schwüle Samstagsgrüße SilviA

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  7. Liebe Anke,

    oh mein Gott, mir wird schon schlecht beim Lesen, ich habe nämlich Höhenangst und ich kann dich total gut verstehen. Mir ging es ganz genauso als meine Kinder kleiner waren.
    Tolle Bilder habt ihr gemacht.

    Liebe Grüße
    Irmi

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  8. Meine Liebe Panikqueen,
    vielleicht nächstes Mal davor den Bier trinken, und nicht danach.*lach*
    Jetzt habe ich wieder was auf meine Liste "wo ich unbedingt hin muss mit Bori", obwohl wenn ich so genau nachdenke, die Höhe (Tiefe), die Irren, die sie in den Abgrund stossen... Na ja, vielleicht doch nicht Oder wenn Julika und Jannick auch mitkommen. Und natürlich auch Du.:-)))
    Eine wunderschöne Urlaub habt Ihr gemacht.

    Liebe Grüsse
    Betti

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