Dienstag, 6. August 2013

Der Dresdner Zwinger oder "...und wie war´s in Dresden?"

"KULTURELL! Ich wusste gar nicht das alte Bilder soo schön sein können!" 
Das war die Antwort und die Aussage von Jannick als ihm seine große Schwester Jette die Frage stellte wie es in Dresden war. 

Ehrfürchtig betrete ich den Dresdner Zwinger über die Sempergalerie von der Semperoper aus kommend, wie schon unzählige Male vorher. Jedesmal auf´s neue jagt mir kurz eine Gänsehaut den Rück hoch - irre, einfach irre - ich bin begeistert von der Architektur und vom Können der Menschen die dieses Barocke Meisterwerk geschaffen haben. Pöppelmann als Architekt, Perlmoser als Bildhauer und später Semper haben hier ein Gesamtkunstwerk geschaffen, welches durch nichts übertroffen werden kann. 
Ich habe euch schon oft von meinem Dresden erzählt und auch vom Zwinger...wenn ihr mögt, Hier könnt ihr es nachlesen. Aber es gibt noch so viel mehr über den Zwinger zu sagen. 
Der Name Zwinger ist eine eigentlich im Mittelalter übliche Bezeichnung für einen Festungsteil der zwischen der äußeren und inneren Festungsmauer liegt. Die Baugeschichte des Zwingers begann im Jahr 1709, erste Planungen entstanden jedoch schon im Jahr 1701 unter der Regentschaft von August dem I. auch August der Starke genannt, dies war jedoch ein, wetterunbeständiger Holzbau-dieser blieb bis 1714 bestehn und wurde nach und nach von steinernen Bauten ausgetauscht. Mit den Bauarbeiten der ersten steinernen Bauten wurde 1710 begonnen. 1719 wurde der Zwinger anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Friedrich August und und der habsburgischen Kaisertochter Maria Josepha offiziell eingeweiht aber erst  1728 erreichten die Bauarbeiten ihren Abschluss - die Nordseite des Zwingers blieb zur Elbe hin offen.
Diese Lücke schloss erst Semper mit dem Bau der Sempergalerie von 1847-1854 im Stil der ital. Hochrenaissance, es ist das längste und höchste Gebäude des Zwinger Komplexes. 
In diesem Teil des Zwingers wurde die Gemäldegalerie untergebracht, heute heißt sie: Gemäldegalerie Alte Meister - um die es dann Morgen gehen wird!




Was über viele Jahrhunderte das Bild Dresdens geprägt hatte, unschätzbaren Wert hat und Weltruhm erlangte, wurde am 13. und 14. Februar 1945 in Schutt und Asche gelegt. Zwei Nächte, Tonnen von Brand- und Sprengbomben, menschlicher Größenwahn, Wut und Hass haben all das zertören können. 
Schon im Herbst 1945 begannen die Dresdner ihren Zwinger wieder auf zubauen. Es hat lange gedauert bis er wieder in seiner alten Pracht und Schönheit für Besucher zugänglich war. Und fast wäre eine Person unserer Familie mit beim Aufbau dabei gewesen. Meine Mama. Sie musste auf Grund einer Erkrankung aller 14 Tage einen Arzt in Dresden aufsuchen und jede Minute die ihr bis zur Abfahrt des Busses nach Sebnitz blieben verbrachte sie, im immer noch stark beschädigten Zwinger und malte dort. Sie skizzierte die Ruinen und die schon aufgebauten Gebäude, die kunstvollen Putten und die prunkvollen steinernen Vasen...bis ein Professor für Kunst- und Baugeschichte auf sie aufmerksam wurde und sie ansprach. Er bot ihr einen Studienplatz an und die Mitarbeit bei der Restaurierung des Dresdner Zwingers. Schlecht war nur das der Studienplatz 400 Mark monatlich kosten sollte und meine Oma dies, als einfache Weberin meiner Mutter nicht ermöglichen konnte. Schade. Die meisten Skizzen meiner Mutter existieren noch und immer dann wenn ich sie mir betrachte, bin ich fürchterlich stolz so eine hochbegabte Mama zu haben. Nach diesem Angebot folgte noch eine Bewerbung als Porzellanmalerin in Meißen, die Aufnahmeprüfung hat sie mit Bravour gemeistert, nur hat auch dort das Geld meiner Oma nicht ausgereicht um das monatliche Schulgeld zu berappen. Schade - aber das nur am Rande. 
Seit 1963 befindet sich der Zwinger äußerlich wieder fast im selben Zustand wie vor dem Krieg. 

Aber auch heute sieht man noch Narben. Zum Beispiel fehlt der Blick vom Zwinger auf die Sophienkirche, sie war zum Zeitpunkt des Abbruchs die einzige erhaltene gotische Kirche der Stadt Dresden. 1351 von Anfang an zweischiffig und mit zwei Chören erbaut nimmt sie allein damit eine architektonische Sonderstellung ein. Bis 1918 war sie evangelische Hofkirche und damit des lutherischen Königreichs Sachsens. Nach dem Ende der Monarchie war sie als Domkirche St. Sophien Sitz des sächsischen Landesbischofs. Der Rest wurde gesprengt, die Trümmer abgetragen und es wurde ein SB Großrestaurant an ihrer Stelle gebaut! Hat man dafür Worte - Ich nicht, ich hab noch nicht mal Verständnis!
Soooooo, jetzt reicht es aber, ihr bekommt alle die Tapferkeitsmedaille - durchgehalten!
Knutschknuddeligegrüße
Eure Anke

6 Kommentare:

  1. Liebe Anke,

    das ist ein wunderschöner Post.
    Sonnige Grüße
    Elisabeth

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  2. Toll, liebe Anke, Deine Führung durch Dresden. Ich glaube, ein bisschen Was haste von Deiner Mama geerbt.in Dir steckt nämlich auch eine Künstlerin, bei Deiner Kreativität, die uns ja immer zeigst.
    Ich drück Dich, Deine Loni

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  3. Dresden möchte ich auch unbedingt einmal besuchen!!!! Es ist wirklich schrecklich, was im Zweiten Weltkrieg (sinnlos) alles zerstört wurde (von den Menschenleben ganz zu schweigen)!!!!
    Toll, dass Du so eine begabte Künstlerin als Mutter hast!!! Schade, dass Sie die Angebote damals nicht nutzen konnte! Aber so war das unter dem Krieg - leider!!!!
    Viele Grüße von
    Margit

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  4. liebe Anke
    ich war noch nie in Dresden ...toll deien Bilder
    ja vielleicht schaffe ich es mal Striezelmarkt oder so :-)
    schönen Tag
    liebe Grüße SilviA

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  5. Herrlich, meine Liebe. Ja, es wird wahrlich Zeit für diese Stadt. Endlich mal wieder die alten "Klopper" und "Schinken" anschauen, das wär's.

    Danke fürs Erinnernhelfen und fröhlich singende Grüße von deinem Namenszwilling!

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  6. Ich liebe Dresden auch so und war schon oft für
    ein paar Tage dort. Soviel Kultur auf einem Fleck.
    Meine Große hat sich auch schon immer sehr dafür
    interessiert. Toll, wenn Kinder so mitziehen :-)
    Ganz viele liebe Grüße sendet dir Urte

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